Teilhabe durch Hörandachten

Seit mehr als 50 Jahren produziert die Wuppertaler Stadtmission Hörandachten für blinde und sehbehinderte Menschen. Die CDs sind eines von mehreren Angeboten, mit denen sich das freie evangelische Werk gezielt an Menschen mit einer Sehbehinderung richtet und ihnen mehr Teilhabe am Gemeindeleben ermöglicht.

 

Rund 280 Abonnentinnen und Abonnenten erhalten die täglichen Andachten für blinde und sehbehinderte Menschen der Wuppertaler Stadtmission. Alle zwei Monate spricht deren Leiter, Paul-Gerhard Sinn, dazu die geistlichen Impulse aus dem Neukirchener Kalender ein, einem Andachtskalender zur täglichen Bibellese.

 

Dazu nutzt er einen ruhig gelegenen Raum der Wuppertaler Stadtmission, der mit Mikrofon und Laptop ausgestattet ist. Anschließend werden die Tonaufnahmen mit Musik ergänzt. So entsteht für jeden Tag ein etwa zehnminütiger Beitrag, bestehend aus einer Begrüßung, Liedern, Gebeten, einem Bibelvers sowie einem Bibeltext und dessen Auslegung.

 

CDs werden deutschland- und europaweit verschickt

Seit etwas mehr als 50 Jahren gibt es das Angebot der Hörandachten für blinde und sehbehinderte Menschen. Zunächst auf Kassette aufgenommen, stehen die Andachten mittlerweile auf CD zur Verfügung und werden deutschland- wie europaweit verschickt.

 

Bald sollen sie auch als Podcast über die Homepage der Wuppertaler Stadtmission abrufbar sein. Die Hörandachten hatte das freie Werk innerhalb der evangelischen Kirche um das Jahr 1970 herum von einer privaten Initiative übernommen, die das Angebot nicht fortführen konnte.

 

Für die Stadtmission stand außer Frage, das Projekt zu übernehmen. „Dort, wo Menschen sich an uns wenden, schauen wir gemeinsam, wie wir helfen können“, erklärt Paul-Gerhard Sinn.

 

Weitere Angebote entstanden – ganz nach Bedarf

Nach den Hörandachten entwickelten sich rasch weitere Angebote für Menschen mit einer Sehbehinderung. „Je nachdem, was gerade benötigt war“, erklärt der Stadtmissionar. So gab es viele Jahrzehnte lang einen Fahrdienst, der – ähnlich wie ein Taxi – blinde und sehbehinderte Menschen zu ihren Erledigungen beförderte.

 

Aufgrund der Corona-Pandemie sank jedoch der Bedarf, sodass der Fahrdienst eingestellt wurde. Auch die jährlich im Sommer veranstalteten Urlaubsfreizeiten innerhalb Deutschlands fanden pandemiebedingt nicht statt. In diesem Jahr möchte die Wuppertaler Stadtmission aber wieder Ausflüge in die nähere Umgebung anbieten.

 

Auf Berührung und Begleitung angewiesen

„Für Menschen mit einer Sehbehinderung waren die vergangenen zwei Jahre eine sehr schwere Zeit, denn sie sind auf Berührung und Begleitung angewiesen“, sagt Paul-Gerhard Sinn. Weil Körperkontakt jedoch mit Angst vor Ansteckung verbunden war, hätten viele blinde und sehbehinderte Menschen nur schwer eine Begleitperson gefunden und teils wie unter Quarantäne gelebt. „Da war es umso wichtiger, dass wir bei unseren Treffen die Menschen abgeholt haben und mit ihnen zusammen waren“, erklärt der Stadtmissionar.

Stadtmissionar Paul-Gerhard Sinn

Einmal im Monat findet in der Gemarker Kirche im Wuppertaler Stadtteil Barmen ein Sehbehindertentreff statt, alle acht Wochen gibt es einen Gottesdienst für blinde und sehbehinderte Menschen in der Citykirche in Wuppertal-Elberfeld.

„Dieser zeichnet sich durch methodische Elemente und Begegnungsformen für die Teilnehmenden aus, die sich speziell an Menschen mit einer Sehbehinderung richten“, sagt der Stadtmissionar. Zum Beispiel indem Liedverse vorgelesen werden oder durch eine stärkere Beschreibung von Dingen und der Situation.

 

Auch Menschen, die sehen können, sind willkommen

Dennoch seien auch Menschen ohne eine Sehbeeinträchtigung bei den Gottesdiensten herzlich willkommen. Vielen werde dadurch erst deutlich, mit welch unterschiedlichen Voraussetzungen sehbehinderte Menschen am Gemeindeleben teilnehmen, hat der Stadtmissionar und ausgebildete Diakon beobachtet.

„Deswegen stellen wir bewusst diese Elemente in den Mittelpunkt“, erklärt Paul-Gerhard Sinn, „damit die Teilnehmenden wahrnehmen, dass Sehen-Können kein Faktor ist, der über Gemeinschaft entscheidet.“

 

Foto: Andreas Fischer
EKiR-Text: Simone Becker/ör-nd

 

Mehr Infos zu den Andachten finden Sie hier


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